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Von Facebookposts, „Instafame“ und Youtubesternchen – Die Plannercommunity und die sozialen Medien

Von Facebookposts, „Instafame“ und Youtubesternchen – Die Plannercommunity und die sozialen Medien

 

Wer seine Nase in die unendlichen Weiten von Ringplanern, Bulletjournals und Travelers Notebooks steckt, wird bald unweigerlich feststellen, dass die sozialen Medien hier eine besonders zentrale Rolle spielen. Klar, im Alltag sind sie sowieso allgegenwärtig; dennoch scheinen Facebook, Instagram und Co. in der „Community“ einen höheren Stellenwert einzunehmen, als bei anderen Hobbys. Woran mag das liegen?


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Der erste Grund, der mir spontan einfiel, war der Visuelle-Faktor. Klingt auf den ersten Blick etwas plump, ist es aber vielleicht gar nicht unbedingt. Soziale Medien wie Instagram leben ganz schlicht gesagt von Bildern. Etwas, das ich gebastelt habe, kann ich ganz wunderschön abfotografieren und mit anderen teilen. Natürlich kann ein Sportler sich beim Training fotografieren lassen, aber am interessantesten sind doch Resultate (kein Wunder, dass Fitnessseiten vor Vorher-Nachher-Bildern nur so strotzen…). Wenn ich eine Journalseite fotografiere, die ich beschrieben, beklebt und bebastelt habe, weiß im Prinzip jeder, dass es vorher eine stinknormale weiße Seite in einem Notizbuch war. Ein Blatt Papier wie jedes andere auch. Was ich daraus gemacht habe, ist das Resultat – und das zu sehen, ist wie ein Vorher-Nachher-Bild im Kopf des Betrachters. Es überrascht daher meiner Meinung nach auch nicht, dass sich Menschen millionenfach anschauen, wie andere Leute sich schminken – Vorher-Nachher ist das Zauberwort. :-)

 

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Natürlich sprechen diese optischen Reize quasi alle an, die ein Hobby haben, bei dem es etwas zu sehen gibt. Ich persönlich bin erst darüber überhaupt zur Planerei gekommen (ein Teufelskreis…). Und da kommt für mich der Anfix-Faktor ins Spiel. Wie beruhigend und meditativ ist es bitte, anderen dabei zuzusehen, wie sie Washitape auf Seiten kleben, ihren Kalender mit Stempeln oder Stickern verschönern, oder einfach nur besonders schön schreiben? Ja ich gebe zu, man braucht wahrscheinlich eine vorinstallierte generelle Affinität für Papier, Stifte und alles, was damit einhergeht, aber wenn diese Grundbedingung da ist, ist es für mich kaum vorstellbar, dass man nicht ein gewisses Glücksgefühl empfindet, wenn man dabei zusieht, wie jemand ein Siegel in geschmolzenes Wachs drückt, oder ein Wort so unglaublich verschnörkelt schreibt, dass man es kaum noch erkennt, es aber einfach atemberaubend aussieht. Ein Video von jemandem, der seinen Planer durchblättert, vermittelt den Eindruck, dass diese Person ihr Leben offensichtlich im Griff hat. Ein Planer zeugt von Struktur, Disziplin und einem geordneten Leben. Das will ich auch. Also ran an den Speck! Mein Leben ist genau so chaotisch wie vorher – aber wenigstens schön dekoriert.

 

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Und dann ist da noch die nicht zu leugnende Tatsache, dass soziale Medien vor allem eins sein sollen: sozial! Der Mensch ist ein soziales Tier und die Jungs und Mädels, die mir bisher so in meinen fast drei Jahren als Bastelmädchen begegnet sind, waren das in 99% der Fälle in besonderem Maße. Jetzt mal im Ernst und das soll kein Geschleime sein: Herrje, was sind da alles für zuckersüße Gestalten bei! Fallbeispiel: Ich schreibe unter einen Bildpost, dass mir eine Deko besonders gut gefällt; drei Tage später finde ich in meinem Briefkasten einen Umschlag mit allen „Zutaten“, die ich benötige, um eine Seite ähnlich zu gestalten. Einfach mal so. Eine Gemeinschaft, in der man in der heutigen Zeit noch was geschenkt bekommt?! Abgefahren. Tatsächlich wird sich in der Regel mit Rat und Tat unterstützt, es werden Tipps und Material ausgetauscht und ja, aus der ganzen Sache entstehen auch handfeste Freundschaften, die weit über das gegenseitige Dekorieren von Wochen hinaus gehen. Natürlich gibt es Zank, Streit und doofe Leute. Gibt es überall. Ignorieren; weiter machen!

 

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Machen wir uns nichts vor: Man kann durch Facebookgruppen, Youtubevideos und einem aktiven Instagramaccount komplett in diese Welt eintauchen! Meine Gedanken drehen sich neben Kaffee, Uni und meinen Herzmenschen (in exakt dieser Reihenfolge…) um nicht viel anderes als Lederplaner, Stifte und Dinge die man aufkleben kann. Wer möchte, kann auf zahllosen Kanälen den ganzen Tag nichts anderes tun, als anderen dabei zusehen, wie sie Seiten dekorieren. In diversen Facebookgruppen (für jeden Themenbereich ist was dabei) gibt es unendlich viele Möglichkeiten, sich finanziell zu ruinieren oder unbenutzte Utensilien zu tauschen. Wer dann immer noch nicht genug hat, schaut sich Bilder auf einschlägigen Instafeeds an, holt sich neue Ideen, erfreut sich einfach nur an der zumeist tollen Optik, staunt über Fähigkeiten und Kreativität von anderen oder holt sich dort Anregungen, wofür man sein Geld noch so ausgeben kann. Das Beste, was einem mit einem eigenen gut gepflegten Instafeed passieren kann, sind übrigens nicht steigende Followerzahlen und Herzchen (auch wenn jeder lügt, der sagt, dass es kein ziemlich cooles Gefühl ist, wenn z.B. man die nächste Hundertermarke knackt oder für ein Bild mehr Herzchen bekommt, als jemals zuvor… Hey, klar, natürlich ist das toll…); das Beste ist, dass man andere inspiriert – ob bewusst oder unbewusst – und inspiriert wird.


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Ein wundervoller Nebeneffekt an diesem Sozialen-Faktor ist außerdem die Tatsache, dass man sich, wann immer nötig, versichern kann, dass es da draußen noch jede Menge anderer Verrückter gibt, die sich drei Stunden über die Haptik und den Geruch von Leder austauschen können. Schütteln Freunde und Familie mal wieder verständnislos den Kopf, weil du dir Planer Nr. 338 gekauft hast? Mach dir nichts draus! Du bist nicht allein!

Bis dann und viele liebe Grüße,

Eure Selina
(Instagram = @nanaplans )

 

 


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